Was einen Rebberg krank macht. Schädlinge des Rebbaus.
Jeder Rebbau besitzt seine einzigartigen Standortfaktoren, auch Terroir genannt. Dazu zählen die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Lage, die Beschaffenheit des Bodens und – die vorhandene Mikroflora und -fauna. Pilze, Käfer, Milben oder Bakterien, die teilweise so winzig sind, dass unser Auge sie nicht wahrnehmen kann. Viele dieser Lebewesen gehören in einen gesunden Rebberg und tragen unsichtbar viel zu einem guten Wein bei. Aber leider nicht alle! Jeder Winzer kennt das Problem der tierischen Schädlinge aus eigener Erfahrung. Damit sinnvoll umzugehen ist eine grosse Kunst, ein Rebberg ist ein komplexes biologisches System, das in sich funktioniert. Mit allem drum und dran. Sowohl mit Nützlingen als auch mit Schädlingen.
Aber was genau ist ein «Schädling»? Grundsätzlich alle Lebewesen, die den normalen Verlauf des Lebensprozesses des Rebstockes beeinträchtigen. Zum Beispiel die Pilzkrankheit echter oder falscher Mehltau (Peronospora). Ein dichter Flaum über den Blättern lässt diese absterben. Dadurch werden die Weinbeeren nicht mehr optimal versorgt, was die Fruchtreife verzögert und den Zuckergehalt senkt. Das Ergebnis: dünne Rot- und schwächliche Weissweine. Ebenfalls ein Pilz verursacht die Stielfäule (Botrytis). Durch sie fallen die Beeren ab, die dann sinnigerweise Bodentrauben heissen und von den meisten Weinbauern nicht verarbeitet werden. Eine andere Art von Schaden richtet die Kräuselmilbe an. Sie entzieht den Blättern Saft, was die Assimilation (Umwandlung von lebenswichtigen Umweltstoffen in für die Pflanze verwertbare Verbindungen) vermindert. Kunstvoller, aber trotzdem schädigend, zeigt sich der metallisch schimmernde Zigarrenwickler oder Rebstecher. Die Weibchen rollen die Blätter einer Zigarre gleich zusammen und legen darin ihre Eier ab. Das Blatt verwelkt und fällt einige Zeit später mit den Larven zu Boden. Diese entwickeln sich zu Käfern, die im Frühjahr an den Rebknospen und jungen Blättern fressen. Dazu kommen im Spätsommer die Wespen. Sie saugen die frühreifen Trauben aus und lassen eine Essigfäule in den Beeren entstehen. Eine ganze Ernte kann so vernichtet werden! Im Vergleich dazu ist der letzte hier aufgezählte Schädling, die Pockenmilbe, harmloser. In einer kleinen Population nur als Schönheitsfehler einzustufen, sichtbar als Blattgallenbildung. In grösserer Anzahl führt aber auch sie zu erheblichen Problemen wie beispielsweise aufgeplatzte Fruchtknoten oder deformierte Staubblätter.
Man kann das Blatt aber genauso wenden und von den zahlreichen Nützlingen im Rebbau berichten. Sie setzen wichtige Prozesse in Gang, um einen Rebstock erblühen zu lassen und werden oft direkt gegen die Schädlinge eingesetzt. Daneben spielt auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln eine Rolle. Dabei ist aber entscheidend, dass der Winzer ein feines Gespür an den Tag legt. Denn nur so sind Spitzenweine möglich. Im Einklang mit der Natur. Erfahren Sie mehr darüber im nächsten Newseintrag.
Wein und Wetter
Die Rebe wird seit Jahrtausenden von Menschen angebaut und ist somit eine der ältesten Kulturpflanzen. Weingärten prägen die Landschaft und die Wirtschaft ganzer Länder. Sie blühen vor allem in der gemässigten Klimazone, je nach Traubensorte aber unter ganz unterschiedlichen Umständen. Von trockenen bis zu nass-kühlen Gebieten, auf steilen Hängen wie ebenen Flächen. Man sieht; die Rebe kann sich der regionalen Natur hervorragend anpassen. Nur zwei Wetterphänomene entsprechen gar nicht Ihrem Geschmack – Frost und Hagel.
Dieser Winter war hart. Teilweise bis -20°C. Bei solchen Temperaturen spricht man von einem Winterfrost. Im schlimmsten Fall führt er zum Absterben des Rebstocks. Zum Glück traf dies am Stauberberg nicht ein. Denn der Riesling und der Cabernet Dorsa, die hier wachsen, verfügen über eine gute Winterhärte. Eine andere Frostform sind die Nachtfröste, wie sie zum Beispiel im Mai während den Eisheiligen oft auftreten. Dabei fallen die Temperaturen zwar nur wenig unter den Gefrierpunkt, lassen jedoch die frischen fruchtbringenden Austriebe erfrieren. Ein ganzer Ernteausfall ist dadurch zu befürchten! Vor allem, wenn die Blüten schon treiben. Deshalb schützten die Weinländer Weinbauern diesen Frühling in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihre Rebstöcke mit tausenden von Kerzen vor dem überraschenden Kälteeinbruch. Ein wunderschönes Lichtspiel, aus der Not heraus geboren. Und vielleicht eine zündende Idee für den Ustermer Rebberg. So schön kreativ diese Massnahme auch sein mag, gegen eine andere Art des Wetterschadens hätte sie nichts genützt. Eine Faustregel besagt, dass ein Rebbau ca. alle 10 Jahre Opfer von Hagel wird. Der Eisklumpen-Regen entsteht insbesondere in wärmeren Jahreszeiten während eines Gewitters und richtet am Laubwerk der Reben grossen Schaden an. Denn werden die Blätter der Reben durchlöchert, funktionieren die Photosynthese (Umwandlung von Licht in chemische Energie) und die darauf folgende Assimilation (Umwandlung von lebenswichtigen Umweltstoffen in für die Pflanze verwertbare Verbindungen) nur noch eingeschränkt. Zudem gehen durch die über 0.5 cm grossen Hagelkörner die Trauben kaputt. Viele Weinbauern oder Landwirte schliessen deshalb spezielle Hagelversicherungen gegen Ernteausfälle ab.
Die Rebe bzw. der gesamte Weinanbau ist somit Wind und Wetter ausgeliefert. Auf Gedeih und Verderb. Natürlich helfen Vorkehrungen basierend auf Gespür und Beobachtung, Schäden zu vermindern oder vermeiden. Aber letztlich charakterisiert sich der Rebbau durch ein grosses Stück Naturbelassenheit. Der erfahrene Winzer weiss und akzeptiert dies – mit einer gehörigen Portion Naturgelassenheit.
Rebbergfest 2012
Petrus hatte viel Einsehen für das diesjährige Rebbergfest und der Erfolg dieses Anlasses war überwältigend. Nur so viel vorab: die klimatischen Bedingungen konnten bis Festende in jeder Beziehung nicht besser sein.
Schon kurz nach Eröffnung strömten die ersten Gäste ins Festareal beim Räbhüsli am Stauberberg. Um die Mittagszeit konnten wir mit Genugtuung feststellen, dass fast alle Sitzplätze mit gut gelaunten Gästen besetzt waren.
Ob die verschiedenen Varianten des Riesling x Sylvaners oder der immer mehr Anklang findende Cabernet Dorsa; Eveline Heusser, die Winzermeisterin, hatte alle Hände voll zu tun um die kritischen Weinkenner bei der Weindegustation zu beraten. Auch bei den Rebbergführungen nahmen auch dieses Jahr wieder viele interessierte Gäste teil.
Die am Fest engagierten Zünfter hatten beim Verpflegen der Gäste bis zum Schluss keine ruhige Minute. Winzerwürsten vom Grill, die am offenen Feuer zubereitete Weinsuppe und das grosse Getränkesortiment sorgten für kulinarische Höhepunkte.
Stimmung und Unterhaltung brachten die drei bekannten «Schwyzerörgeler».