Wein und Wetter

Die Rebe wird seit Jahrtausenden von Menschen angebaut und ist somit eine der ältesten Kulturpflanzen. Weingärten prägen die Landschaft und die Wirtschaft ganzer Länder. Sie blühen vor allem in der gemässigten Klimazone, je nach Traubensorte aber unter ganz unterschiedlichen Umständen. Von trockenen bis zu nass-kühlen Gebieten, auf steilen Hängen wie ebenen Flächen. Man sieht; die Rebe kann sich der regionalen Natur hervorragend anpassen. Nur zwei Wetterphänomene entsprechen gar nicht Ihrem Geschmack – Frost und Hagel.

Dieser Winter war hart. Teilweise bis -20°C. Bei solchen Temperaturen spricht man von einem Winterfrost. Im schlimmsten Fall führt er zum Absterben des Rebstocks. Zum Glück traf dies am Stauberberg nicht ein. Denn der Riesling und der Cabernet Dorsa, die hier wachsen, verfügen über eine gute Winterhärte. Eine andere Frostform sind die Nachtfröste, wie sie zum Beispiel im Mai während den Eisheiligen oft auftreten. Dabei fallen die Temperaturen zwar nur wenig unter den Gefrierpunkt, lassen jedoch die frischen fruchtbringenden Austriebe erfrieren. Ein ganzer Ernteausfall ist dadurch zu befürchten! Vor allem, wenn die Blüten schon treiben. Deshalb schützten die Weinländer Weinbauern diesen Frühling in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ihre Rebstöcke mit tausenden von Kerzen vor dem überraschenden Kälteeinbruch. Ein wunderschönes Lichtspiel, aus der Not heraus geboren. Und vielleicht eine zündende Idee für den Ustermer Rebberg. So schön kreativ diese Massnahme auch sein mag, gegen eine andere Art des Wetterschadens hätte sie nichts genützt. Eine Faustregel besagt, dass ein Rebbau ca. alle 10 Jahre Opfer von Hagel wird. Der Eisklumpen-Regen entsteht insbesondere in wärmeren Jahreszeiten während eines Gewitters und richtet am Laubwerk der Reben grossen Schaden an. Denn werden die Blätter der Reben durchlöchert, funktionieren die Photosynthese (Umwandlung von Licht in chemische Energie) und die darauf folgende Assimilation (Umwandlung von lebenswichtigen Umweltstoffen in für die Pflanze verwertbare Verbindungen) nur noch eingeschränkt. Zudem gehen durch die über 0.5 cm grossen Hagelkörner die Trauben kaputt. Viele Weinbauern oder Landwirte schliessen deshalb spezielle Hagelversicherungen gegen Ernteausfälle ab.

Die Rebe bzw. der gesamte Weinanbau ist somit Wind und Wetter ausgeliefert. Auf Gedeih und Verderb. Natürlich helfen Vorkehrungen basierend auf Gespür und Beobachtung, Schäden zu vermindern oder vermeiden. Aber letztlich charakterisiert sich der Rebbau durch ein grosses Stück Naturbelassenheit. Der erfahrene Winzer weiss und akzeptiert dies – mit einer gehörigen Portion Naturgelassenheit.

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admin

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