Die Rebzunft – Ein Engagement für ein Stück Ustermer Rebkultur
1978 setzte sich Jacques Ludwig mit drei Freunden an einen Tisch, um sie von der Idee einer Rebzunft für die Wiederbelebung des Ustermer Weinbaus zu begeistern. Bereits 1979 wurden die Statuten geschaffen und am 12. Mai feierten 19 Gleichgesinnte die Gründung der «Rebzunft Uster» im Rittersaal des Schloss Uster. Sinn und Zweck, so steht geschrieben, ist die Pflege des Rebberges und der Geselligkeit. Heute zählt die «Rebzunft Uster» 30 Mitglieder, die neben dem Rebbau als Freizeitbeschäftigung vor allem die Freundschaft pflegen. Durch das grosse Engagement der Rebzünfter findet der Rebbau bei der Bevölkerung grosse Beachtung.
Wie alles Begann… Rückblende zum Herbst 1978
In der Dachstube bei Jacques Ludwig an der Sonnhaldenstrasse trafen sich auf dessen Einladung an einem Novemberabend 1978 Urs Brandenberg, Edi Brüschweiler und Reini Walder zu einer Besprechung. Mit der Tonbildschau über die Anpflanzung der Reben am Stauberberg war man bei einigen Gläsern Bielerseewein bald gut eingestimmt, die Idee von Jacques zu erfahren. Lauter Zustimmung und Bereitschaft waren spontan vorhanden. Bereits schwelgte man in Gedanken beim eigenen Wein und sah bereits das erste Winzerfest in Nossikon, welches Jacques als Veranstaltung der Rebleute vor Augen hatte. So beschloss man zu später Stunde, sich umzusehen nach guten Freunden, die mitmachen würden. Dann würde man wieder zusammenkommen. Nach weiteren Vorgesprächen traf man sich am 12. Dezember in der Krone zu Nossikon. Vier Rebberg-Idealisten waren dazugekommen: Eugen Gloor, Marcel Gutknecht und André Rossier. Der ebenfalls geladene Hans Ehrbar musste sich entschuldigen, erklärte aber seine Bereitschaft mitzumachen. Mit der Pächterfamilie hatte Jacques bereits Kontakt aufgenommen. So war Heini Heusser ebenfalls anwesend, um über unser Vorhaben Neues zu erfahren. Die zukünftige Gesellschaft sollte sich mit der Pflege der Reben befassen. Der 1977 erstellte Rebberg böte die Gelegenheit dazu, und für den Pächter wäre eine solche Hilfe sehr willkommen. Die Arbeiten im Rebberg sollen erlernt und als Freizeitbeschäftigung geleistet werden. Die Gesellschaft soll aus etwa 20 Mitgliedern bestehen, und neben dem Rebwerch soll auch die Geselligkeit gross geschrieben werden. Man wird sich jetzt nach weiteren Idealisten umsehen, um anlässlich einer nächsten Zusammenkunft über die Aufnahme der Kandidaten zu befinden. Bereits wurde über einen geeigneten Namen, über Beiträge und anderes mehr eifrig diskutiert. Am 9. Januar 1979 sitzt man wieder in der Krone zusammen. Zu einer Orientierung wurde auf Empfehlung eingeladen: Kurt Bachmann, Hansruedi Brönnimann, Josef Keiser, Dr. Joachim Lorenz, Franz Michel, Erich Jetzer, Beno Pfister, Peter Pizzali, und Heinz Wolfensberger. Viele der Anwesenden kannten sich bereits, und so ist man in diesem Kreise spontan beim Du. Man fasst schon ganz konkrete Beschlüsse. Jacques soll als Initiant den Vorsitz innehaben und die ersten acht Mitglieder sollen einen Vorstand bilden. Reini Walder übernahm es, Entwürfe für ein Signet anzufertigen und einen geeigneten Namenszug zu kreieren. Aus der Idee ist in Kürze Wirklichkeit geworden. Man trifft sich – trotz Fasnachtsmontag – am 26. Februar in der Linde Oberuster. Reini Walder hat sich beeilt und legt Entwürfe für ein Signet vor, wovon eines zur Ausführung gelangen soll. Für einen Namen sind einige Vorschläge vorhanden wie z. B. Rebzunft, Stickelzunft, Winzerverein, Schlossbergzunft und einige mehr. Am meisten Stimmen erhält der Name „Rebzunft Uster“, womit der jüngste Verein auch schon getauft war. Für eine nächste Zusammenkunft wurde eine Kommission bestellt, welche sich mit dem Statutenentwurf befassen soll. Urs Brandenberg, Hans Ehrbar und Heinz Wolfensberger übernahmen den Auftrag. Schon am 2. März 1979 kann Heini Heusser die ersten Zünfter im Rebberg zur Arbeitsinstruktion begrüssen. Die Rebzunft macht erste Bekanntschaft mit dem Rebwerk. Am 27. März tagt die Rebzunft zum erstenmal als solche in der Krone. 18 Zünfter sind anwesend, als der Vorsitzende einen Gast begrüsst, der von unserer Zunft gehört hat und bereit wäre, aus Freude und Liebe zum Wein mitzumachen. Peter Bachofen erhält Gelegenheit, sich vorzustellen und sein Anliegen vorzutragen. Die Anwesenden nahmen von seinem Wunsch Kenntnis, doch da der Antragsteller nicht in Uster Wohnsitz hat, soll über seine Aufnahme noch entschieden werden. Die Statuten, welche nun Satzungen heissen, werden besprochen und zum Druck empfohlen. Es wird einstimmig beschlossen, eine offizielle Gründungsfeier durchzuführen, die am 12. Mai in würdigem Rahmen stattfinden soll. Die Vorsteherschaft erhält den Auftrag, ein Programm festzulegen. Nach reger Diskussion werden auch die finanziellen Verpflichtungen geregelt. Man einigt sich auf eine Eintrittsgebühr von Fr. 200.– und einen Jahresbeitrag von Fr. 50.–. Am Samstagnachmittag des 12. Mai trifft man sich im Rebberg, wo nach der Begrüssung durch den Rebkommissär zum ersten Grosseinsatz gestartet wird. Die jungen Reben sollen gepflegt werden, wozu das Hacken und Jäten sehr geeignete Uebungen sind. Dann aber naht bald die grosse Stunde der Zunft. Im Rittersaal vom Schloss Uster haben Zunftbäcker und Zunftmetzger mit ihren Frauen zusammen eine wunderbare Dekoration und ein prächtiges Buffet hingezaubert. Der erste Teil der Feier gilt der offiziellen Gründung. Als 19. Mitglied wird Peter Bachofen bestätigt. Die Statuten werden einstimmig angenommen und Jacques Ludwig zum ersten Zunftmeister gewählt. Ihm zur Seite werden Urs Brandenberg, Edi Brüschweiler, Hans Ehrbar, Eugen Gloor, Marcel Gutknecht, Heini Heusser, André Rossier und Reini Walder als Vorsteherschaft amten. Mit Handschlag erhält jeder Zünfter Satzungen und Urkunde. Jedem wird symbolisch – wie könnte es anders sein – auch die Rebschere überreicht. Damit ist die Rebzunft aus der Taufe gehoben. Vom ersten Gedanken bis zur Verwirklichung hat es somit nur ein halbes Jahr gedauert. Was wäre aber eine solche Feier ohne Gäste? So sind sie denn auch gekommen, festlich gekleidet und gut gelaunt. Als Gäste sind geladen worden und anwesend: Heini Heusser Sen., Stadtpräsident Walter Flach, Dr. Heinrich Grob, und Fritz Rottermann mit ihren Ehefrauen. Und weiter waren da: Kurt Pfenninger von Stäfa und Heinz Martin, begleitet von einem Gemeinderat aus Ligerz. Sogar die Lokalpresse war vertreten. Dem kalten Buffet wird tüchtig zugesprochen, dann waltet der frischgebackene Zunftmeister seines Amtes, indem er mit der Begrüssung der zu unserer Ehre erschienen Gäste beginnt. Der Stadtpräsident begrüsst die Zunft in der Stadt und wünscht dem jüngsten Ustermer Verein alles Gute. Er gibt seiner Freude über die Initiative Ausdruck. Fritz Rottermann als Vertreter des VOLG Winterthur kam nicht mit leeren Händen. Nebst dem bereits gelieferten Ehrenwein überreicht er der Zunft eine gravierte Zinnkanne zur Erinnerung an diesen denkwürdigen Tag. Dr. Heinrich Grob gibt einen kleinen Rückblick über die Wiedergeburt von Uster als Rebgemeinde. Er wünscht der Zunft und den jungen Reben gute Zukunft. Kurt Pfenninger – bekannt für sein Wissen um den Rebbau – freut sich ganz besonders über die Initiative und die Verwirklichung dieser Idee. Der ersten Rebzunft im Kanton Zürich wünscht er viele frohe Stunden beim Rebwerch. Mit grosser Begeisterung spricht dann Heinz Martin seine Anerkennung aus für die Ustermer Initiative. Wo Reben seien, sei auch Kultur. Gut, dass Uster jetzt wieder beides habe. Als Blumenstrauss bringt er der Rebzunft und der Stadt Uster sechs Rebstöcke aus der Rebschule Ligerz. Diese mögen an einem sonnigen Platz wachsen und Früchte tragen. Das Bilderbuch von Otto Binz über den Bielersee übergibt er der Zunft mit einer Einladung, nach Ligerz zu kommen. Wie es sich gehört an einem solchen Anlass, wechseln in der Folge Red und Gegenred. Beste Stimmung herrscht schon bevor Jakob Stickelberger zur Laute singt. Schlag zwölf Uhr heult ein Schlossgespenst in den Saal. So hat Doris Brandenberg einen originellen Beitrag zum Fest geleistet. Erst in den frühen Morgenstunden geht diese Feier – sicher allen unvergesslich – zu Ende.
Die Gründung der Rebzunft Uster
Wer kann sich vorstellen, dass vor 100 Jahren nahezu alle Abhänge der vom Greifensee bis nach Gutenswil, Freudwil und Wermatswil reichenden weitläufigen Gemeinde Uster mit Reben bestockt waren? Und in der Tat: laut Statistik bewirtschafteten 1881 in Uster 312 Produzenten 47,2 ha Reben. Im gleichen Jahr wurden bei einem Durchschnitt von 51 hl pro ha 2400 hl Ustermer gekeltert. Bei den damaligen 6300 Einwohnern traf es je Kopf der Bevölkerung immerhin 40 Liter zu einem Preis von 20 bis 30 Rappen! Die Rebfläche nahm dann allerdings rasch ab. Um die Jahrhundertwende waren es noch 29 ha, und nach dem ersten Weltkrieg verschwanden die Ustermer Reben mit Ausnahme einiger Direktträger ganz. 1974 ergriff Stadtrat Dr. H. Grob die Initiative zur Neubestockung der inzwischen der Grünzone zugeteilten Grundstücke der Heusser-Staub-Stiftung am Schlosshügel und am Stauberberg. Diese früheren Rebhänge wurden in den Rebbaukataster aufgenommen. Nach Ueberwindung etlicher Schwierigkeiten konnte im Frühling 1977 eine Hektare mit Riesling X Sylvanerreben angepflanzt werden, wozu nicht zuletzt die von der Gemeinde Stäfa zur 1200-Jahr-Feier von Uster geschenkten Reben den letzten Anstoss gaben.
Diese Reben entwickelten sich dank der vorbildlichen Pflege durch den Pächter Heinrich Heusser prächtig, und im kommenden Herbst wird der erste Ustermer gekeltert werden können, so dass zum 150. Jahrestag des Ustertages von 1830 der erste Ustermer Stadtwein die Festbesucher erfreuen wird. Hiefür wurde bereits die Etikette geschaffen. Auch wurde mit dem VOLG über die Kelterung der Trauben lange Zeit vor der Pflanzung verhandelt, ein Beispiel für vorausschauende Planung und Arbeit. Jetzt schon war vorgesehen, den Ustermer Rebberg in den nächsten Jahren zu erweitern. Die Ustermer Reben finden bei der Bevölkerung mehr und mehr Beachtung. Das Interesse beschränkt sich nicht nur auf den Wein, sondern auch auf die Rebarbeit. Daher fanden sich im Frühling 1979 vorwiegend jüngere Männer zusammen, um dem Rebpächter bei seinen Rebwerken zu helfen. Neben der Arbeit soll aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. Daher gründeten sie am 12. Mai, nach getaner Arbeit, in feierlichem Rahmen im Rittersaal des die Stadt überragenden Schlosses die Rebzunft Uster, in der die verschiedensten Berufe vertreten sind. Die der Zunft angehörenden Bäcker und Metzger werden für die Verpflegung besorgt sein, bei der weiteren Planung könnte allenfalls die Mithilfe des Architekten von Nutzen sein. Auch die handwerklichen Fähigkeiten des Schreinermeisters sind willkommen. Die Finanzen werden beim Bankverwalter und beim Kaufmann gut aufgehoben sein. Die Mitarbeit des Fotographen und des Graphikers wird vermutlich erst bei der Herausgabe von Jubiläumsschriften von Nutzen sein, und über die nützlichen Dienste des Arztes und des Polizisten in einer Rebzunft wollen wir nicht werweissen. Alles in allem vermittelt die beruflich bunt zusammengewürfelte Mitgliederschaft der Zunft einen trefflichen Querschnitt durch die Bevölkerung wie sie in jeder Stadt anzutreffen ist. Solche Zusammenschlüsse von Männern mit im Berufsleben oft unterschiedlichen Interessen, wie sie sich in unseren Vereinen und Gesellschaften finden, tragen dazu bei, dass sich die Schweizer trotz Gegensätzen schlussendlich immer wieder zusammenfinden.
Der Gründungsbott war den Zielen der neuen Zunft würdig, strebt sie doch die Pflege der Geselligkeit sowie die Unterstützung und Förderung des Rebbaues in Uster an: sie verpflichtet ihre Mitglieder zur Mitarbeit in den Reben. Als Stimmausweis dient sinnigerweise die Rebschere! Selbstverständlich fehlte an der Gründung das Signet ebenso wenig wie ein Erinnerungsglas mit Aufschrift und die Urkunden zur Aufnahme der Zünfter. Mit sinnigen Worten verstand es Jacques Ludwig, der Initiant und erste Zunftmeister, die Gründungsfeier in würdigem Rahmen durchzuführen. In seiner humorvollen Festrede schwärmte er vom künftigen Ustermer und versprach, auf das Rebwerch seiner Zünfter ein Auge zu halten. Die erste Rebzunft des Kantons Zürich war damit ins Leben gerufen worden. In unserer Stadt lebt so die jahrhundertealte Tradition von Reben und Wein wieder auf. Hoffen wir, dass es der Rebzunft zusammen mit dem tüchtigen Rebmann und verständnisvollen Behörden gelingen werde, den Rebbau in Uster weiterzupflegen. Der Ustermer soll ebenso bekannt werden wie die Uster-Aepfel, aus denen ehedem oft Wein bereitet worden sein soll…
(Nach K. Pfenninger ; Schweizerische Zeitschrift für Obst- und Weinbau; Nummer 14, 20. Juni 1979, 115. Jahrgang)
Pro Memoria
Auszug aus den Jahresberichten der Zunftmeister über besondere Anlässe und Ereignisse inkl. der Zunftreisen:
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