Was einen Rebberg erblühen lässt. Nützlinge des Rebbergs.

Der letzte Newseintrag unterstrich bereits die Bedeutung von Kleinstorganismen und Insekten im Rebbau.
Neben vielen Schädlingen existiert eine ebenso grosse Zahl an Nützlingen. Sie kann der Winzer, neben konventionellen Mitteln, auch zur biologischen Schädlingsbekämpfung einsetzen. So entstehen, im Zusammenspiel mit den anderen Standortfaktoren, individuelle Weine, welche einen einzigartigen Charakter und Geschmack besitzen. Und auch dem Wunsch nach einem schonenden Umgang mit der Natur nachkommen.

Ein wichtiger Nützling ist die Raubmilbe. Ihre höchste Populationsdichte erreicht sie zwischen Juni und August, wenn sich auf einem Rebstock zum Teil mehrere tausend Exemplare aufhalten. Sie ernähren sich von Blütengräsern – und von Schädlingen wie der Spinnmilbe, deren Anzahl sie so kontrolliert. Auch gegen Milben, vor allem aber gegen Blattläuse hilft die Florfliegenlarve. Schon nach wenigen Tagen sieht man Ihre Wirkung. Vielleicht deswegen ihr Spitzname Blattlauslöwe. Nicht weniger gefrässig, und deshalb ein Nützling im Rebbau, führt sich der Marienkäfer auf. Seine Nahrung besteht neben Milben, Thripse etc. bis zu 70% aus Blattläusen. So vertilgt zum Beispiel ein Zweipunkt-Marienkäfer 30 bis 60 Blattläuse pro Tag. Was für ein Glück für den Winzer! Davon kann man auch sprechen, wenn Zwergwespen (die kleinste Art ist nur 0.139 mm lang) im Rebberg leben. Sie legen ihre Eier in die Eier der Rebzikade, welche dadurch einer natürlichen Regulation unterliegt. Die Rebzikade löst sogenannte Vergilbungskrankheiten im Weinbau aus. Einmal ausgebrochen, müssen alle infizierten Reben aus dem Rebberg entfernt werden. Etwas weniger verheerend, aber doch ertragsmindernd wirkt der Traubenwickler. Seine Larven befallen die Blüten und Trauben. Dagegen setzt man oft die Verwirrmethode ein. Durch das Ausbringen einer hohen Konzentration künstlicher Pheromone (Botenstoffe), verglichen mit den natürlichen Pheromonen der weiblichen Traubenwickler, verlieren die Männchen die Orientierung – die Vermehrung bleibt aus. Daneben unternimmt man Versuche mit Bienen, die zum einen den Traubenwickler dezimieren und zum anderen zur Biodiversität im Rebberg beitragen sollen. Bisherige Ergebnisse stimmen sehr positiv, sind jedoch mit Vorsicht zu geniessen, da Bienen teilweise auch selber Trauben fressen.

Zum Abschluss des dreiteiligen Newseintrags – Wetter, Schädlinge, Nützlinge –, bleibt nur noch die Hochachtung für die Arbeit der Winzerinnen und Winzer zu betonen. Jedes Jahr beginnt die Auseinandersetzung mit der Natur von neuem. Die ganz unterschiedlichen klimatischen und ökologischen Gegebenheiten sorgen dafür, dass die Arbeit spannend und anspruchsvoll bleibt. Umso schöner, wenn man einen gesunden Rebberg gleich vor seiner Ustermer Haustür hat. In diesem Sinne: Santé und zum Wohl. Wir freuen uns auf einen genussvollen Herbst.

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