36. Zunftreise vom 5. September 2015 in die Ostschweiz

Kurz vor 7 Uhr werden 19 Zünfter von unserem langjährigen Begleiter und Reiseleiter René Heininger mit seinem Reisecar eingesammelt. Der Himmel ist bedeckt und wolkenverhangen, aber immerhin ist es trocken.

Die Fahrt geht über die Autobahn in Richtung St. Gallen bis Gossau, wo wir in die hügelige Landschaft des Appenzeller Landes eintauchen. All die freistehenden Höfe und hübsch aufgefrischten Dörfer können wir geniessen, bis wir zu unserem 1. Halt in der Gemeinde Appenzell kommen. Direkt am Landsgemeindeplatz gibt es im Hotel Säntis Kaffee und Gipfeli.

Das Restaurant ist bekannt für seine umfassende Weinkarte, die mehrere Hundert verschiedene Weine aus aller Welt beinhaltet. Der teuerste wird mit CHF 10’000 veranschlagt, wäre es nicht so früh am Tag hätten wir sicher ein paar Flaschen bestellt…

Nach einem kleinen Fussmarsch durch den pittoresken Ort mit all seinen hübsch bemalten Häusern und kunstvoll geschmiedeten Schildern gelangen wir zur Brauerei Locher, in welcher das Appenzeller Bier gebraut wird. Nach einer kurzen Begrüssung durch die Appenzellerin Kathrin machen wir uns auf, ausgerüstet mit einem Audio-Guide, durch die Geschichte des Appenzeller Bieres im Museumsteil der Brauerei. So erfahren wir so einiges über Zutaten und die Verschiedenartigkeit der Biere. Die jeweilige Menge der einzelnen Zutaten bleibt das Geheimnis des Braumeisters! Mit einem Marktanteil von 4%-5% in der Schweiz und einem Tagesverbrauch von 90’000 Liter reinstem Quellwasser kommt die heutige Brauerei an ihre Kapazitätsgrenzen und expandiert in den nächsten Monaten in ein neues Gebäude an den Rand der Ortschaft. Nach dem kurzen Rundgang treffen wir uns im „Gnoss-Stöbli“ zur Degustation einiger der 31 verschiedenen Biere der Brauerei. Die sympathische Kathrin mit ihrem ebenso sympathischen Dialekt führt uns in die Spezialitäten ein, so dass auch wir Rebzünfter keine Mühe haben, die uns fremde Materie zu verstehen.

Seit einigen Jahren produziert die Brauerei Locher auch die mittlerweile weitherum bekannten Säntis-Malt Whiskys, welche in alten Eichenfässern ausgebaut werden, die früher zur Lagerung von Bier verwendet wurden. Auch von diesen Kostbarkeiten dürfen wir kosten. Nach einem kurzen Abstecher durch den Fabrikladen fahren wir mit dem Car weiter zu unserer nächsten Destination am Ottoberg oberhalb Weinfelden. Ein ganzes Stück oberhalb der Ebene befindet sich das Restaurant Weinberg, wo uns die Familie Thory bereits zum Apéro mit Müller-Thurgau und kleinen Häppchen auf der Terrasse erwartet. Zwar ist das Wetter immer noch kühl und die Fernsicht limitiert, doch das tut dem Blick in die Thur-Ebene keinen Abbruch. Gleich anschliessend wechseln wir in die Stube des alten Restaurants aus dem 16. Jahrhundert, in welchem noch zahlreiche Originalmöbel aus dieser Zeit stehen. Die Räume sind tiefer als manche Leute gross und mitten im Raum gibt es eine kleine Stufe, die einzelne Zünfter zu herrlichen Kapriolen zwingt. Das Roastbeef ist perfekt gegart und die Beilagen, bestehend aus Gratin und 8 verschiedenen Gemüsen munden ausgezeichnet. Begleitet wird das Essen von einem Pinot Noir No 2 aus dem Rebberg nebenan, welchen wir im Anschluss an das Mittagessen noch besuchen werden. Nach dem üppigen Essen und dem feinem Dessert tut es gut, ein paar Schritte bis zum Weingut zu gehen.

Das Schlossgut Bachtobel ist Teil einer sorgsam renovierten, 600-jährigen Anlage und liegt inmitten des Ottobergs mit seinen 60ha Reben, die schön gegen Süden ausgerichtet sind. Zum Bachtobel gehören 6ha Reben, vorwiegend Pinot Noir verschiedener Klone, aber auch weisse Sorten wie Sauvignon Blanc, Müller Thurgau und Pinot Gris. Erwartet werden wir vom Besitzer des Gutes in 7. Generation, Erich Meier, unterstützt von Martin Schneider, welche uns nun in 2 Gruppen durch Rebberg und Kellerei führen. Sämtliche Trauben des Rebguts werden selbst gepresst, ein Teil davon mit zwei alten Weinpressen (Torkeln) aus Eichenholz aus dem 16. Jahrhundert. Kaum vorstellbar, dass die Eichenstämme aus dem süddeutschen Raum nur mit Muskelkraft von Männern durch den Schnee und über den gefrorenen Bodensee (ohne absetzen, um Anfrieren zu verhindern!) hierher gebracht worden sind. Auch gekeltert wird alles vor Ort und in Stahltanks und Eichenfässern ausgebaut. Der beeindruckende Keller animiert dazu, die verschiedenen Tropfen auch zu kosten, wozu wir anschliessend auch gleich die Gelegenheit haben.
Neben einem Weissen Riesling und einem Pinot Gris testen wir auch die verschiedenen Pinot Noir, welche allesamt problemlos innerhalb eines Jahres abgesetzt werden können.

Nach einem kurzen Regenguss, den wir dank Kellerbesuch verpasst haben, geht es weiter zu unserem letzten Halt. Die Fahrt führt uns mehrmals unter der Bahn hindurch, was wir als Ustermer mit Erstaunen zur Kenntnis nehmen. Durch die malerische Landschaft mit vielen Hochstammbäumen gelangen wir zum Restaurant Säntisblick über dem Dorf Eschlikon an der Thur gelegen. Obwohl wir den Säntis nicht zu Gesicht bekommen, gönnen wir uns eine letzte Erfrischung und einen Zvieri, bevor wir die Rückreise nach Uster antreten. Herzlichen Dank an Peter Pizzali, welcher das Programm zeitlich und inhaltlich perfekt abgestimmt und den Zünftern einmal mehr einen tollen Tag beschert hat.

Für den Reisebericht und die Fotos Stefan Sadler

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