35 Jahre Rebzunft Uster – Jubiläumsreise vom 6.&7. September 2014

«Wenn Engel reisen, lacht der Himmel» – so sagt es der Volksmund. Und tatsächlich: Nach bedecktem Anfang begrüsst uns die Sonne gerade recht zur ersten Kostprobe auf der Halbinsel Reichenau. Aber zuerst zum Start…

Mit Rene Heiniger, unserem langjährigen Begleiter, fahren wir an diesem Samstag sanft in den Morgen hinein. Nach rund einer Stunde geniessen wir den Morgenkaffee am schönen Rheinufer und kurze Zeit später erreichen wir schon die Halbinsel Reichenau. Diese wird im Volksmund auch «Gemüseinsel» genannt. Unser Interesse gilt aber in erster Linie dem Weinbau, der uns durch den kundigen Gerhard Deggelmann, Geschäftsführer des Winzervereins Reichenau, näher gebracht wird.

Er versteht es, uns die Geschichte der Insel spannend und mit viel Charme zu erzählen. So erfahren wir, dass hier der erste Rebstock im Jahr 818 unter Abt Hatto I gepflanzt wurde. Und wenige Jahrzehnte später wurden 40 Rebleute aus Steckborn rekrutiert, um den Weinbau im Benediktinerkloster auszuweiten. Zeitweise wurden über 20 Hektaren Reben bearbeitet. Dies war aber auch nötig, denn der Verzehr des Weines war ein Teil des Klosterlebens. Und das Recht eines Mönches, einen Viertelliter Wein pro Tag zu trinken, wurde natürlich strikte eingehalten. Ausser an religiösen Festtagen – da gab es keine Einschränkungen. Diese Ausnahmen waren aber ziemlich häufig, gab es doch zu jener Zeit über 150 Feiertage pro Jahr.

Nach dem Niedergang des Klosters wurde der Rebbau durch Frost, Hagel, Sauerwurm und Krankheiten der Reben arg gebeutelt und bedrohte so die Familienexistenzen. Um überleben zu können, wurde anstelle der Reben Gemüse gepflanzt, das den Familien wieder eine Zukunft ermöglichte. Den entscheidenden Impuls auf der Insel Reichenau bildete die in den Siebzigerjahren durchgeführte Flurbereinigung, als die für den Gemüseanbau nicht geeigneten Flächen wieder für den Weinbau ausgewiesen wurden. Heute werden wieder zirka 20 Hektaren bewirtschaftet. Und die anschliessende Kostprobe dieser Inselgewächse hat wirklich überzeugt.

Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit durch den Hegau, eine durch Vulkane geprägte Landschaft, erreichen wir die Biebermühle, ein historisches Gebäude mit sehr romantischer, rustikaler Atmosphäre. Nach einem feinen Mittagessen fahren wir durch die liebliche Schwarzwaldgegend bis nach Freiburg im Breisgau, unser erstes Etappenziel.

Nach Zimmerbezug im Hotel Rheingold treffen wir uns eine Stunde später zu einem gemeinsamen Bummel durch die wunderschöne Altstadt mit ihren vielen Sehenswürdigkeiten. Veronika Stecker und Bärbel Schätzle führen uns durch diese schmucke Stadt und erzählen uns viel Wissenswertes über Freiburg im Breisgau. 1120 wurde die Stadt durch die Erteilung der Marktrechte gegründet. Später regierten die Habsburger, bevor Napoleon 1805 die Macht übernahm und Freiburg Teil des Grossherzogstums Baden wurde. Heute zählt die Stadt 214 000 Einwohner und 30 000 Studenten, die an vier Fakultäten (Medizin, Recht, Theologie und Philosophie) eingeschrieben sind. Im Jahre 1200 wurde der Dom, das Wahrzeichen von Freiburg, gebaut, das der Stadt auch den Namen «Stadt der Gotik» einbrachte. 1513 wurde der Dom nach vielen Unterbrüchen fertiggestellt. Das Besondere am Dom: Er ist im Besitz der Stadt Freiburg und nicht der Kirche.

Unsere beiden Führerinnen haben noch Vieles zu erzählen. Zum Beispiel von den «Bächle», die Freiburg mit 9 Kilometer sichtbaren und 15,5 Kilometer unsichtbaren Wasserläufen durchziehen. Diese wurden damals als Löschwasser-Reservoir gebaut und waren von grosser Bedeutung. Und wer heute unbeabsichtigt in ein solches Bächlein fällt, muss einen Freiburger «Bobele» heiraten – so sagt es zumindest der Volksmund.

Bis zum Abendessen um 19.30 Uhr haben wir schliesslich noch genügend Zeit zum Entspannen. Im schmucken Saal des Hotel Rheingold geniessen wir ein wirklich köstliches Galadinner. Ein kurzer prägnanter Rückblick durch unseren Zunftmeister Peter Kühne, in Worten und die anschliessende Diaschau, die die Vergangenheit unseres Zunftlebens nochmals aufleben lässt, finden alle einfach super. Um Mitternacht dürfen wir dann unserem ehemaligen Zunftmeister Werner Baumann herzlich zum Geburtstag gratulieren. Tief befriedigt und in Erwartung des neuen Tages fallen wir schliesslich ins Bett.

Und auch der zweite Reisetag hält viele Überraschungen für uns bereit. Nach einem ausgiebigen Frühstück fahren wir nach Breisach am Rhein. Dort werden wir herzlich auf dem Schiff «FGS Napoleon» empfangen, das uns auf eine zweieinhalbstündige Fahrt auf dem Rhein, dem Rheinkanal und dem Canal de Colmar mitnimmt. Ein tolles Erlebnis mit vielen unvergesslichen Bildern. Aber natürlich kommt auch das kulinarische Vergnügen nicht zu kurz. Zurück im Hafen treffen wir nach einer kurzen Carfahrt in Colmar ein. Im«Petit Train» durch das Städtchen erfahren wir viel Interessantes und Wissenswertes über diese historische Stätte aus dem 12. Jahrhundert. Colmar, die Kunststadt und Metropole der Elsässer Weine in seiner unverkennbaren Identität. 1226 wurde Colmar urkundlich als Stadt bezeichnet und 1295 wurde das erste Rathaus errichtet. Würde man all die vielen Sehenswürdigkeiten des wunderschönen, malerischen Städtchens hier aufzählen, würden sie den Rahmen des Berichtes sprengen. Mehr unter www.ot-colmar.fr.

Nach einem anschliessenden individuellen Bummel durch das Städtchen heisst es um 17.15 Uhr bereits wieder «Einsteigen!». Und nach einem kurzen Zwischenhalt in der Raststätte Pratteln kommen wir um 20 Uhr wieder zu Hause an. Die vielen tollen Erinnerungen werden diese Jubiläumsreise unvergesslich machen.

Ein besonderer Dank gebührt unserem Reiseorganisator Peter Pizzali, der es immer wieder versteht, Unvergessliches und Einzigartiges zu organisieren.

Für den Reisebericht Reini Walder
Für die Fotos Stefan Sadler, Reini Walder, Regina Müler

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